Gebaut

2023

Maximale Energieleistung

23’000 kWh

Das ZiHaus ist ein Heizungsfreies Haus, das Architektur und Technik vereint. Es ist ein Pionierprojekt, das bewährte Materialien auf innovative Weise verwendet.

Die Ursprünge des ZiHauses

Es begann mit einer Skizze auf der Rückseite eines Briefumschlags. Während er sich um seine schwerkranke Frau kümmerte, dachte Hans-Günther Schwarz als Architekt darüber nach: „Wie könnte dein Austragshäuschen aussehen?“ Dieser Begriff ist heutzutage kaum noch bekannt. Er stammt aus der Landwirtschaft und bezeichnet die Unterkunft von Bauern im Ruhestand.

Das Raumprogramm war einfach und klar. Ein Haus für 2-3 Personen mit einer Fläche von 60 m², ohne Keller. Trotzdem waren die Anforderungen hoch: Keine Heizung, keine mechanische Lüftungsanlage, keine Wärmepumpe, minimale Technik, starke Ziegelwände, auch im Boden und Dach, barrierefrei, dazu alters- und pflegegerecht. Ausserdem sollte die Architektur schlicht und gut proportioniert sein, mit einer zeitgemässen Atmosphäre.

Die Umsetzung des ZiHauses

Die Situation war besonders glücklich und einzigartig: Die beiden Söhne Jörg-Helmuth und Bernd-Simon Schwarz waren die Bauherren, beide Architekten in der dritten Generation. Ihr Vater, als Entwurfsverfasser und Werkplaner, arbeitete direkt auf der Baustelle als bauleitender Architekt. Er traf täglich Entscheidungen im Namen seiner Söhne. Das „ZiHaus“ (Zi für Ziegel innovativ) wurde dadurch zu einem Experiment für zukünftiges Bauen. Dabei wurden historische Baumaterialien wie Ziegel, Stroh und Lehm in neuen Kombinationen und Zusammensetzungen verwendet.

Das Haus hat dicke Aussenmauern aus Porenleichtziegeln mit Holzfaserfüllung und Strohdämmung. Das gleiche Mauerwerk wird auch auf dem Satteldach mit einem Neigungswinkel von 25 Grad verwendet. Unter dem Fussboden befindet sich ein massiver Speicherblock aus Vollziegeln mit einem Gewicht von 70 Tonnen, der die Wärme des Sommers für den Winter speichert. Es gibt auch Strohdämmung unter dem Bodenbelag. Das Dach besteht aus Nadelholz und ist als Brettsperrholz-Dachplatte ausgeführt. Es ragt polygonal über dem Gebäude hinaus und verbirgt elegant einen Dachaufbau von 1,10 m Dicke.

Die Baustelle war für alle Handwerker ein grosses Abenteuer. Der Architekt war Teil des Teams und machte gemeinsam mit ihnen in der Baubude Pause.

Die Gestaltung des ZiHauses

Die Fenster im ZiHaus sind besonders angeordnet, sodass sie mit Sonne und Schatten spielen. Sie haben tiefe Leibungen, die im Sommer als Sonnenschutz dienen und im Winter die Sonnenwärme ins Haus lassen. Schlanke und einfache Stahl-Fensterprofile verleihen dem Haus ein schlichtes Aussehen.

Das offene Dach, das im Inneren sichtbar ist, zusammen mit den Fenstern an den richtigen Stellen, den einfachen Fronten der Einbauschränke aus Eschenholz, der Essecke aus massiver Esche, dem lebhaften Eichenparkettboden und der neu entwickelten Akzentbeleuchtung schaffen einen besonderen Raum. Besonders nachts wird der Innenraum zu einem Erlebnis, wenn die Fensterleuchten eingeschaltet sind.

Das Haus ist komplett barrierefrei, ohne Bodenanschläge oder Schwellen, und alle Innentüren verschwinden vollständig in der Wand. Schubladen in der Aussenwand auf einer angenehmen Höhe erleichtern älteren Menschen den Zugang zu wichtigen Dingen, ohne dass sie herumliegen.

Der Wohnraum und seine Besonderheiten

Der Wohnraum, der 35 m² gross ist, erfüllt drei verschiedene Funktionen: Wohnzimmer mit Essecke, Schlafzimmer und Konferenzraum für bis zu 20 Personen. Abends können bis zu drei Betten motorisch aus einem Schrank ausgefahren werden. Neben den Betten befindet sich eine altersgerechte Toilette mit Waschbecken, die tagsüber im Schrank verborgen ist. Am nächsten Morgen kann das Schlafzimmer per Knopfdruck zurück in ein Wohnzimmer verwandelt werden. Ein im Boden versenkter Tisch, der 1,00 x 3,00 m gross ist, kann motorisch ausgefahren werden und bietet Platz für bis zu 20 Personen, zusammen mit der Essecke, für Konferenzen mit Leinwand und Beamer. Die Designer-Klappstühle sind in der Nähe im Schrank verstaut.

Der überdachte Haustürvorplatz mit einer Esche-Sitzbank und Abendsonne bietet einen herrlichen Blick auf das Landschaftsschutzgebiet und ist auch bei Regenwetter sehr nützlich. Ein Schuhabkratzer, der in die Wand eingebaut ist, und eine Ladestation für das E-Bike, das unter dem Dach geschützt steht, sind unverzichtbare Elemente. Vom Essplatz aus kann der gesamte Bereich überblickt werden.

Die überdachte Terrasse bietet einen herrlichen Blick ins Schwarzachtal. Auf ein Geländer wurde verzichtet, um die Aussicht nicht zu behindern. Ein niedriger Anschlag sorgt jedoch für Sicherheit. Übrigens kann man morgens im Bett liegend bei Sonnenaufgang den Ausblick geniessen – ein Aufwachen mit Weitsicht.

Die autarke Energieversorgung des ZiHauses

Das ZiHaus ist vollständig autark und wird rein durch Solarenergie betrieben. Die Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 26,8 kWp dient gleichzeitig als Dach. Sie passt sich perfekt der polygonalen Dachform an, wobei Traufe und Ortgang in einer durchgehenden Dachrinne zusammenfliessen, was eine bemerkenswerte handwerkliche Leistung darstellt.

Die autarke Funktion des ZiHauses verfügt über einen Plan B und C, die je nach Bedarf aktiviert werden können.

Plan B beinhaltet eine Kleinwindanlage neben dem Gebäude, die 10 Meter hoch ist. Sie liefert besonders im Winter zusätzlichen Strom, wenn die Photovoltaikanlage durch Schnee beeinträchtigt ist. Der Stahlmast der Windanlage ist speziell gestaltet und von einer runden Sitzbank umgeben, die einen herrlichen Blick ins Tal bietet.

Plan C umfasst das Elektrofahrzeug VW ID.5 mit einer Batteriekapazität von 78 kW und der Möglichkeit des bidirektionalen Ladens (V2H – Vehicle to Home).

Das ZiHaus ist so einzigartig und innovativ, dass seine Bauweise bereits durch ein Gebrauchsmuster geschützt ist, und für den Vollziegel-Speicherblock wurde ein Patent angemeldet.

Fazit und Ausblick

Der Verzicht auf eine herkömmliche Heizung ist ein Experiment, das zeigen soll, dass es möglich ist, auch ohne fortschrittliche Technologie auszukommen. Dies wird durch ein Umdenken und Ändern des Verhaltens sowie die intelligente Nutzung der Wetterbedingungen erreicht, möglicherweise in Zukunft sogar durch eine vollständig intelligente Steuerung über KNX-Technologie – und das alles ohne CO2-Emissionen. In den nächsten zwei bis drei Jahren werden während des Betriebs Beobachtungen und Messungen durchgeführt und dokumentiert. Gegebenenfalls werden Anpassungen vorgenommen. Nach Abschluss der Forschungen sollen die gewonnenen Erkenntnisse in grösseren Projekten umgesetzt werden. Es gibt bereits viele Ideen. Der Planer ist zuversichtlich, dass dieses neue Gebäudekonzept funktionieren wird, da er selbst ab 2025 im ZiHaus leben wird.

Es hat mich sehr gefreut, als Architekt diese neue Bauweise zu entwickeln und das erste Haus dieser Art zu bewohnen. Ich hoffe, damit andere zu weiteren innovativen Bauprojekten inspirieren zu können.

Hans-Günther Schwarz

Das Haus ist derzeit nicht bewohnt, aber Interessierte können es besichtigen und mit dem Erfinder darüber sprechen. Eine Website ist bereits verfügbar: www.zihaus.de

Haben Sie ein eigenes Projekt zu besprechen? Lassen Sie uns in Verbindung setzen!